Sonntag, 12. Mai 2013

Ziel!

Es ist vollbracht!!! Ich kann es selbst noch kaum glauben, aber meine Mühen uns Strapazen haben sich gelohnt! Ich bin ins Ziel gekommen. Nach 5 Stunden und 34 Minuten habe ich die Ziellienie überquert. 
Wow!!! Was für ein Lauf! Ich muss ehrlicherweise gestehen, dass ich das Ding vollkommen unterschätzt habe. Ich wusste zwar, dass es hart wird, aber dass ich so an meine Grenzen komme, hätte ich wirklich nicht gedacht! Allerdings denke ich, es war gut, dass ich nicht genau wusste, was auf mich zukommt, denn sonst wäre ich vermutlich nicht mitgelaufen.
Nun aber mal zu den Ereignissen: um 11.30 Uhr begaben wir uns an den Start. Die Sonne schien, alle waren gut drauf. So auch wir, zumindest noch… Die Menge feierte, grölte, tanzte. Es war sehr lustig die verschiedensten Kostüme zu entdecken. Angefangen bei Hulk, über Black Swan, bis hin zu einem Postboten mit einem Zalando-Paket in der Hand (glaubt mir, der arme Junge wurde von wirklich jeder Frau angeschrien!). Dann, nach einer halben Stunde warten, feiern und dem Start entgegenfiebern, wurde der Countdown runtergezählt! 
Man, das gab einen ziemlichen Adrenalinstoß! Der Startschuss ertönte und die Masse (10.473 Läufer) setzte sich in Bewegung. Alle Einzelheiten werde ich hier jetzt mal nicht ausführen, denn das würde eindeutig den Rahmen sprengen! Ich werde also nur das Wichtigste zum Besten geben. 
Die erste Runde war noch ziemlich spaßig, doch gegen Ende spürte ich bereits meine Kräfte schwinden. Was jedoch noch alles in mir steckte, obwohl ich dachte, ich schaffe nicht mehr viel, durfte ich dann in der zweiten Runde erfahren. Ich baute erstaunlich schnell ab und was dann kam, war die reinste Qual! Ela lief Caro und mir bereits in der ersten Runde davon (Caro wäre sicher ohne Probleme hinterher gekommen, aber wir wollten zusammen bleiben, deshalb musste sie auf mich lahme Schnecke warten). In der zweiten Runde war ich dann noch langsamer und hielt Caro noch mehr auf als vorher und so sagte ich ihr, sie solle bloß keine Rücksicht auf mich nehmen! Nachdem sie sich erst gesträubt hatte, lief sie aber doch ohne mich weiter und da war ich nun: allein mit meinen Gedanken. Und ich kann Euch sagen, die waren alles andere als positiv!!! Ganze 3 Mal war ich soweit, dass ich einen Sanitäter darum bitten wollte, mich einfach zurück zu fahren! "Einfach in ein Auto steigen, mich zurück zum Ziel fahren lassen und die Schmerzen würden aufhören!", dachte ich (nicht nur einmal!). "Ich schaffe das nicht!" "Wie konnte ich nur denken, ich könnte diesen Lauf jemals schaffen?" "Gib doch einfach auf! Wen kümmert's?" Diese Gedanken plagten mich die ganze Zeit über! Dazu kamen wahnsinnige Schmerzen im Knie, in den Oberschenkeln, in den Schultern, trockene Lippen, ein staubtrockener Hals und unbeschreiblich schrecklicher Durst! Der Durst war meiner Ansicht nach wirklich das Schlimmste! An einem Punkt, als ich mir ganz sicher war, dass ich aufgeben würde, rettete ein sehr netter Streckenposten mir das Leben. Es ging ca. 600 Meter bergauf (dieses ewige bergab und bergauf war echt zermürbend!) und nach jeweils 100 Metern hatten die netten Männer und Frauen von Fisherman's Friend nochmal Hindernisse in Form von Autoreifen und Strohballen aufgestellt. Oben angekommen und über den letzten Strohballen gerobbt, setzte ich mich kurz auf den besagten Ballen und schloss für einen Moment die Augen. "So fühlt es sich also an, wenn man verdurstet!? Ich schaffe das nicht mehr! Ich will nicht mehr weiter!", dachte ich so bei mir, also eine freundliche Stimme mich aus meinen düsteren Gedanken riss: "Junge Frau, wollen Sie vielleicht erst mal etwas trinken?" Ich nickte dankbar, er reichte mir eine fast leere Apfelschorle und fügte hinzu: "Haben aber mindestens tausend Andere vor Ihnen auch schon raus getrunken". Leute, ich bin normalerweise verdammt pingelig was so etwas angeht, aber in diesem Moment war mir mein Überleben doch enorm wichtig! Ich trank also einen kräftigen Schluck und das gab mir einen erneuten Auftrieb! "Wenn ich jetzt aufgebe, wäre ich die Einzige von uns 6, die keine Medaille bekommt!" Dieser Gedanke schoss mir ganz unerwartet durch den Kopf und ließ mich durchhalten! Ich biss nochmal fest die Zähne zusammen und lief weiter. Dann traf ich unterwegs einen Jungen. Er humpelte so vor sich hin und wir kamen ins Gespräch. Er erzählte mir, dass er sich in der ersten Runde den Knöchel verstaucht hätte und so liefen wir die letzten Kilometer zusammen, spornten uns gegenseitig an, wenn wir wieder ein kleines Tief hatten und halfen uns gegenseitig über die letzten Hindernisse. Am vorletzten Hindernis wartete Basti sogar schon auf mich und feuerte mich an. Ich stand vor dem größten Container und fragte mich, wie ich da bloß jemals alleine hoch kommen soll und brach aus völliger Verzweiflung kurz in Tränen aus. "Ich komme da nicht hoch! Ich schaffe das nicht", jammerte ich. Da hörte ich, wie Basti jemandem, der hinter mir war, zurief: "Hey, kannst du mal eben mit anpacken?". Und ich dachte nur: "Oh man, wie nett. Schiebt den Wal..." Aber das war letzten Endes auch egal, denn irgendwie musste ich ja schließlich auf diesen bescheuerten Container kommen. Und so wurde von hinten geschoben und der Streckenposten, der auf dem Container stand, zog auch mit und schon war ich oben.
Und dann war es da: das allerletzte Hindernis und ca. 200 Meter dahinter das Ziel. Das letzte Hindernis nahm ich kaum noch war. Alles, was ich sah, war das Ziel! Die Zuschauer am Rand feuerten mich an: "Los, du schaffst das!" und "Da vorne ist das Ziel!" und "Mach schon! Du hast es gleich geschafft!". Diese letzten paar Meter bis in Ziel waren einfach der pure Wahnsinn! Die Rufe der Zuschauer gaben noch mal die allerletzte Kraft und so nahm ich meine Beine in die Hand und rannte los... und dann war endlich vorbei! Ich hatte es tatsächlich ins Ziel geschafft! Wow!!! Was für ein großartiges Gefühl! Einfach unbeschreiblich! 
Leider, leider machte ich keinen Purzelbaum ins Ziel. Ich dachte kurz vorher noch darüber nach, allerdings hatte ich gleich folgende Szenerie im Kopf: da ich meinem Körper nicht mehr im Geringsten traute, hätte es durchaus passieren können, dass ich nicht mehr genug Kraft aufbringen könnte und somit  vornüber auf den Kopf fallen würde und vermutlich hätte ich mich aus dieser Position nicht mehr selbstständig befreien können. Also hätte ich dann quasi eine sogenannten Kopfbremse ins Ziel gemacht und das hätte ja mal so gar nicht elegant ausgesehen... 
Aber ich war mir auf jeden Fall und zu 100% sicher, dass das mein erster und letzter StrongmanRun war. Einmal und nie wieder! 
Nach dem Duschen im Hotel erfolgte dann erst mal eine Bestandsaufnahme meines Körpers und ich stellte fest: dieser hatte einige Blessuren davon getragen. Das Meiste hatte allerdings mein linkes Bein abbekommen, was ich während des Laufens jedoch gar nicht mitbekommen hatte. Das sah dann so aus:



Tja, ihr Lieben, das war's dann also mit meinem Bericht. Ihr denkt jetzt sicher, das war es auch mit meinem Blog. Denn worüber sollte ich jetzt auch noch schreiben? Das Vorbereitungsjahr für den StrongmanRun ist vorbei, der Lauf selber liegt hinter mir, also brauche ich diesen Blog wohl nicht mehr...
Weit gefehlt, denn die Voranmeldung für das nächste Jahr ist bereits abgeschlossen! Ja, richtig gelesen: ich werde nächstes Jahr wieder antreten! Letzten Samstag nach dem Lauf war ich mir sicher, ich mache das nicht noch mal, aber gleich Sonntag war ich schon wieder ganz anderer Meinung, obwohl mein Muskelkater wirklich beachtlich war. Oh ja, der Muskelkater!!! Am Sonntag bekam ich einen kleinen Einblick in mein Leben mit 90! So muss es sein, wenn man alt ist und der Körper nicht mehr tut, was er soll. Aber anscheinend waren die Schmerzen noch nicht schlimm genug...
Also werdet ihr weiterhin von mir hören und ich würde mich freuen, wenn ihr mich auch in meinem zweiten Trainingsjahr weiter begleitet.

In diesem Sinne: sportliche Grüße.

Freitag, 3. Mai 2013

Es ist soweit!

Nun ist es fast genau 1 Jahr her, dass ich das erste Mal geschrieben habe und jetzt ist es tatsächlich soweit. Genau in diesem Moment befinden wir uns auf der Autobahn, geradewegs in Richtung Hölle! In knapp 24 Stunden werden wir starten. Die letzte Trainingseinheit liegt eine Woche zurück und ich fühle mich unvorbereiteter als je zuvor. Aber ich denke, das macht nur die Nervosität, denn die letzten zwei Male bin ich jeweils noch 10 km gelaufen.
Das größte Problem, was ich jetzt nur noch habe ist, dass mein Magen vor lauter Aufregung rebelliert. Ich hoffe, ich muss morgen nicht aus lauter Angst "Brechpause" machen! Die armen Zuschauer…
Ich werde beim ins Ziel laufen übrigens noch einen glorreichen Auftritt hinlegen, denn was zählt ist schließlich die Mission! Ich hoffe, ich werde noch genug Kraft dafür aufbringen können, aber wenn alles gut geht, werde ich einen Purzelbaum ins Ziel machen!

Tja, ihr Lieben, was soll ich jetzt noch sagen? An dieser Stelle ist auf jeden Fall erst mal ein dickes "Dankeschön" für Euch fällig, dass ihr so fleißig meinen Blog verfolgt habt, meine Erlebnisse, meine Fortschritte und meine Rückschläge geteilt habt.
In den nächsten Tagen werde ich auf jeden Fall noch einmal berichten, wie der stärkste Lauf aller Zeiten für mich war, aber an dieser Stelle war es das vorerst von mir! Drückt mir die Daumen, zündet eine Kerze für mich an und betet, dass ich das Ding lebend überstehe!

Und jetzt heißt es: LAUF Forrest, LAUF!!!!!

In diesem Sinne: sportliche Grüße!